Die Elternrolle half Brian, die Sucht zu überwinden

Im Alter von neun Jahren hat Brian Mohr Isborg Simonsen zum ersten Mal Haschisch geraucht. Dies war der Beginn einer langjährigen Drogen- und Alkoholsucht, die mit schwerwiegenden persönlichen Folgen verbunden war. Inzwischen hat er seine Sucht hinter sich gelassen und ist für Frode Laursen als Fahrer tätig.
„Ich habe die Drogen benutzt, um mich von der Außenwelt abzuschotten.“
Dies erzählt unser heute 54-jähriger Fahrer Brian, der sein halbes Leben lang mit einer schweren Sucht zu kämpfen hatte, durch die er auf die schiefe Bahn geraten und in eine Welt aus Diebstahl, Gewalt und Bandenkriminalität abgerutscht ist. Und in einen Alltag, in dem man sich nie sicher fühlen und niemandem vertrauen konnte. Bis er eines Tages beschlossen hat, dass damit Schluss sein muss.
„Heute bin ich neben meiner Arbeit bei Frode Pate für acht Jungen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, mit denen auch ich zu kämpfen hatte. Und denen ich helfen kann, wenn sie eine schwierige Zeit durchmachen.“
Ein wilder Junge
Rückblickend auf seine Kindheit erinnert sich Brian deutlich an die Scham über die chaotischen Zustände zu Hause und seine Bemühungen, dies zu verstecken. Als Sohn von Alkoholikern, bei denen physische und psychische Gewalt zum Alltag gehörte, fühlte sich Brian anders als die anderen Kinder. Er musste mehrmals die Schule wechseln, weil er ein „ungezogener und wilder Junge“ sei – und weil er nicht so gut lesen konnte wie seine Klassenkameraden.
„Ich habe sowohl zu Hause als auch in der Schule zu hören bekommen, dass ich dumm sei. Im Laufe meiner Schulzeit habe ich aber gemerkt, dass ich mich gut prügeln konnte. Ich war oft in Schlägereien verwickelt und habe begonnen, mehr Drogen zu nehmen“, erzählt Brian.
Im Alter von 14 Jahren kam Brian auf eine Jugendinternatsschule, wo er mit Amphetamin und Kokain experimentierte. An den Wochenenden ist er nach Kopenhagen gefahren, um Klamotten zu klauen und diese in der Hippiegemeinde Christiania zu verkaufen – und schon bald wurde er Teil des Bandenmilieus. Statt Klamotten zu verkaufen, hat er begonnen, mit Drogen zu dealen.
Oberflächlich betrachtet scheint jedoch alles in Ordnung zu sein. Brian leistet seinen Militärdienst ab und absolviert danach eine Lager- und Logistikausbildung auf Seeland.
„Obwohl ich unter starkem Drogeneinfluss stand, konnte ich meine Arbeit erledigen, ohne dabei aufzufallen. Ich habe nicht viel Schlaf bekommen, weil ich tagsüber im Lager und abends als Kellner in einem Restaurant gearbeitet habe“, erklärt Brian.
So ist es jahrelang weitergegangen.
Ein Ultimatum, das alles verändert
Brian lebt sein Leben mit Vollgas, doch 1994 gerät es außer Kontrolle. Eine Gruppe ist hinter ihm her und er muss untertauchen. So ist er zwei Jahre lang mit einem Jahrmarkt umhergereist und hat dadurch seine Freundin kennengelernt, mit der er schließlich in Randers zusammengezogen ist. Er macht eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer, wird Vater und bekommt eine Stelle in einem größeren Transportunternehmen. Mit dem neunten Geburtstag seiner Tochter wird ihm ein Ultimatum gestellt: clean werden oder Trennung.
„Ich ging zu einer Suchtberatungsstelle und konnte mich nach sieben Monaten Wartezeit in stationäre Therapie begeben. Mein erstes Ziel war es nicht, clean zu werden, sondern weniger neben der Spur zu sein“, erzählt Brian, der sechs Monate lang in Behandlung war und schnell gemerkt hat, dass diese anschlug.
„Bis dahin kannte ich nur zwei Gefühle: Wut und Hunger. Aber zum ersten Mal seit 29 Jahren habe ich nun weinen und meine Gefühle zeigen können. Ich wurde Teil einer Gemeinschaft von ehemaligen Suchtkranken, in der wir unsere Erfahrungen in Worte fassten. Dies hat meine Lebenseinstellung verändert. Ich habe mir die Zähne machen lassen und mein Telefon mit all meinen alten Kontakten in den Hafen geworfen.“
Donnerstag, 26. Februar 2009
Für die meisten Menschen ist dies nur ein gewöhnlicher Donnerstag. Für Brian ist es jedoch ein Tag von ganz besonderer Bedeutung – der Tag, an dem er clean wurde.
„Im ersten Jahr habe ich mich kaum vor die Tür getraut, weil ich Angst hatte, rückfällig zu werden. Aber im Takt mit dem Wachsen meines neuen Freundeskreises bin ich innerlich zunehmend ruhiger geworden“, erzählt Brian, der in seinem Alltag bestimmten Ritualen folgt.
„Ich bete jeden Tag zu Gott um Hilfe und Unterstützung. Und wenn ich abends ins Bett gehe, danke ich ihm, dass er mir einen weiteren cleanen Tag beschert hat. In meinem Kopf lasse ich den Tag Revue passieren: Gibt es jemanden, bei dem ich mich entschuldigen sollte? Für mich ist es wichtig, täglich reinen Tisch zu machen“, erzählt Brian.
Die Freude ist zurück
Brian lebt heute ein Leben, das in starkem Gegensatz zu dem Chaos steht, das er mit Drogen und Alkohol erlebt hat. Seit 2016 ist er für Frode Laursen als Fahrer unterwegs – zunächst als Mitarbeiter eines Fuhrunternehmers, inzwischen ist er bei uns fest angestellt. Und er schätzt Frode Laursen als Arbeitgeber sehr:
„Als ich hier anfing, hatte ich gerade wieder zu meinem Vater Kontakt bekommen. Er war an Krebs erkrankt, und ich habe ihn jedes Wochenende besucht. Wenn ich gefragt habe, ob ich frei bekommen konnte, hat man mir frei gegeben, damit ich für meinen Vater da sein konnte. Dafür bin ich sehr dankbar“, betont Brian, der noch fünf gute Jahre mit seinem Vater hatte.
Abgesehen davon, nachts als LKW-Fahrer unterwegs zu sein, ist Brian auch als Arbeitsschutzbeauftragter aktiv. Ihm ist es wichtig, sich für einen besseren Arbeitsplatz einzusetzen und als Sprachrohr für die Fahrer zu dienen.
„Das ist mit viel Arbeit verbunden, aber es ist schön, daran teilzuhaben. Es ist eine ganz tolle Möglichkeit, etwas zu bewirken“, erklärt Brian. Auf die Frage, wie es ihm ohne Drogen geht, ist seine Antwort unmissverständlich:
„Ich habe super gern wieder Freude am Leben. Daher möchte ich jeden, der mit Suchtproblemen zu kämpfen hat, unbedingt ermutigen, sich Hilfe zu suchen. Denn wenn man sich immer wieder sagt: „Ich werde am Montag aufhören“, wird es nie dazu kommen. Für jede süchtige Person besteht die Chance, aufzuhören und wieder ein besseres Leben zu führen“.